Freitag, 18. September 2015

#28 Klassenreise MIRAMAR

Nachdem ich meine Nase im hüpfenden Bus ein bisschen in den Wind gehalten habe und die endlosen Rinderweiden unter strahlender Sonne genossen habe, fange ich jetzt mal an, diesen Eintrag über unsere "Klassenreise" zu schreiben.
Kurzfassung: Es war super schön, ich habe meine Klassenkameraden und Lehrer besser kennengelernt, an meiner Bräune gearbeitet, mein erstes Erdbeben erlebt und im Mar Chiquita gebadet.
So und für alle, die es interessiert, nun ein ausführlicher Bericht.
Mein gesamter Jahrgang (3 Kurse a 45 Schüler) ist für 2 Tage nach Miramar gefahren und dort haben wir gezeltet.
Der Tag ging für mich um halb 6 morgens los, so früh bin ich hier noch nie aufgestanden. Die Busfahrt hat fast 4 Stunden gedauert, langweilig war sie aber auf keinen Fall. Irgendwer hat sein Handy mit der Anlage im Bus verbunden und Musik angemacht

Pausen-Stop





 und die anderen haben alle mitgesungen. Ja, ziemlich "chomaso" wenn alle mega abgehen und man die Texte nicht kennt, aber naja ich lerne die noch :D. Aus dem Fenster zu gucken gab es seeehr viel Nix. Also Landschaft, Felder oder Kuhweiden bis zum Horizont. Weite, die ich sehr genieße, die mir in Deutschland so gefehlt hat. Mir gibt sie einfach tierisch viel Ruhe und Zufriedenheit, diese Weite. Und wenn wir durch eine kleine Stadt gefahren sind, wurden die Fenster geöffnet und Sachen raus gerufen oder die Leute gegrüßt, sehr unterhaltsam :D. Ansonsten habe ich fast die ganze Zeit geschlafen, ich war einfach so müde.
Angekommen haben wir unsere Zelte aufgebaut, was bei uns mit 4 erfahrenen Pfadfinderinnen natürlich schnellstens erledigt war. Dann haben wir an einem der vielen Picknick-Tische unser mitgebrachtes Mittagessen gegessen. So gefühlt jeder hatte Sandwiches, Baguette mit Schnitzel drin, dabei. Nachmittags sind wir dann ans Meer gegangen, was direkt hinter dem Campingplatz ist. "Mar Chiquita" heißt "kleines Meer" und zwar weil es ein riesiger See mit Salzwasser ist. Und nein, nicht so salzig wie die Nord- oder Ostsee, sondern abartig salzig, wenn man das Wasser in Mund, Nase oder Augen hat. Momentan im Winter lagen kleine Flächen an der Promenade trocken und man konnte sehen, wie die Pflanzen von einer dicken Salzkruste umgeben sind. Viele sind auch Baden gegangen, aber ich hatte meinen Bikini leider nicht an, weil ich nicht wusste, dass wir ans Meer gehen. Wir haben am Strand gesessen, geredet, Mates getrunken und ein paar Kekse gegessen. Zurück auf dem Campingplatz war es Zeit für die Merienda; die Lehrer und Preceptors haben unzählige Criollos mit Marmelade beschmiert und in einem riesigen Topf über dem Feuer Mate cocido gekocht. Criollos sind kleine viereckige Brötchen, die aus ganz vielen Teiglagen bestehen und extrem lecker sind. Und Mate cocido ist auch Mate aber das yerba ist in Teebeuteln. Aber natürlich hatten die keine 100 Teebeutel dabei sondern einfach yerba in einem großen Topf gekocht und danach abgeschöpft. Da meine Freundinnen im Bus nicht geschlafen hatten, haben sie Siesta gemacht und ich bin zu anderen Mädchen aus meinem Kurs mit ins Zelt gegangen und wir haben geredet. Ich wurde wieder ein bisschen ausgefragt, aber wir haben auch einfach so über andere Sachen geredet, mittlerweile läuft es ja schon besser mit der Sprache, das fiel auch den Lehrern auf, die meinten, dass ich schnell Spanisch lerne und schon recht viel kann. Freut mich soooo!
Und dann hatte ich plötzlich das Gefühl, dass ich langsam hin und her schwanke. Weil wir mit verknoteten Beinen auf dem Boden saßen, dachte ich, dass es vielleicht der Kreislauf ist, aber ich war schon etwas verwirrt, weil ich mich im Kopf normal und gut gefühlt habe. Dann meinten die anderen aber, auch etwas zu spüren und sind raus gegangen, um die anderen zu fragen, ob sie es auch spüren. Ja, haben sie und die Lehrer haben uns versichert, dass es ein Erdbeben war. Es war bei uns in Miramar nur ein ganz leichtes Schwanken für ein paar Minuten aber beim Eipzentrum in Chile soll es wohl richtig krass gewesen sein. Aber ohne Internet habe ich natürlich nicht mehr erfahren, als man uns erzählt hat. Ja, das war mein erstes Erdbeben, und es hat sich total seltsam angefühlt!
Tagsüber war es so warm, dass man in Top und Shorts rumlaufen konnte, aber zur Nacht kühlt es extrem ab. Ist halt doch Winter. Als wir also zu einem weiteren Spaziergang ins Zentrum aufgebrochen sind, hatte ich unter meiner Jogginghose eine Jeans an; und 3 Shirts, Pulli und Fleecejacke.
Die meisten Läden hatten um 8 schon zu also haben wir ein bisschen Schaufenster geguckt und im Kiosk ein paar Bonbons und Kekse gekauft bevor wir zum Platz zurück sind.
In einer Scheune oder sowas in der Art haben wir mit einer der Lehrerinnen Volley im Kreis gespielt und weil wir 44 Pässe in einer Runde geschafft haben, bekommen wir jetzt alle 10 Punkte in Informatik (kriegen wir eh nicht aber naja). Danach haben wir noch ne Runde mit dem Biolehrer und ganz vielen anderen chicos gespielt, das war echt lustig. Volley ist hier echt ne Sache für jeden Tag und der Ball ist so wie das Mate-Set immer im Rucksack. Dann haben wir noch ein paar andere Spiele gespielt bis es Essen gab.
Chorripan. Das ist und bleibt einfach soo lecker! Chorris sind Würstchen, ziemlich grob aber ich mag sie trotzdem total gerne, vermutlich wegen dem leckeren Aroma, was das Fleisch auf dem Asadogrill bekommt. Und das isst man mit Salat und Tomaten im Brot.
Danach haben wir noch Quiz und ein paar andere Spiele gespielt und jeweils in unseren Kursen als Teams.
Es war eine klare Nacht und man konnte soo viele Sterne sehen, das fand ich voll schön!
Und dann haben Rafa, Brisa und ich uns gegen 2 ins Zelt zurück gezogen, weil es draußen einfach saukalt war und wir müde. Ich hatte noch immer meine vielen Hosen und Shirts an, aber auch mit vielen Decken war es anfangs immer noch kalt.
Andere aus meinem Kurs haben noch bis 4 Volleyball gespielt (ich habe auch keine Ahnung, wie man das kann).
Am nächsten Morgen wurden wir um 9 geweckt und es gab wieder Criollos und Mate cocido zum Frühstück.
Nach dem Frühstück haben wir eine Nutrier-Farm besichtigt. Wir haben die Straße hinter dem Campingplatz 2 km weit ins Nichts genommen und sind dort auf eine andere abgebogen und nochmal nen km ins Nichts gelaufen, wo dann die Farm war. Ok, ich gebe zu, 5 Häuser habe ich unterwegs gezählt. Aber sonst war es ziemlich viel Nichts. Die Farm an sich fand ich sehr schön, total idyllisch, war mit Liebe gestaltet, unzählige Kakteen, Blumen und Kräuterbeete. Die Leute waren auch super nett und haben uns alles gezeigt und das Klo war auch gut :D. Was die artgerechte Haltung angeht, da wäre noch was zu verbessern aber naja das ist hier halt noch nicht so angekommen.

Ich kann ja kaum vom Besuch einer Nutrier-Farm schreiben und kein Foto der Nutrier hochladen...
"Un regalo de la naturaleza! Gracias Dios"

Richtig idyllisch!

Und so wohnen die Nutrier alle nebeneinander...
Flower-Power!
Eine Katze mit richtig schicken Augen, die man leider nicht sehen kann
Gaaanz viel Nichts, beginnt gleich hinter dem Hof



Nachdem wir wieder zurück gepilgert sind, haben wir die Zelte abgebaut, uns umgezogen und sind noch einmal zum Badesteg gegangen. Das Wasser war ziemlich kalt, also so in etwa wie die Ostsee oder etwas kälter schätze ich so. Und halt extrem salzig. Aber an das kalte Wasser habe ich mich schnell gewöhnt und wir sind ein bisschen geschwommen oder haben und auf dem Wasser treiben lassen. Also wenn man die Arme ein bisschen bewegt hat konnte man im Wasser liegen (ich merke gerade, wie sich die deutsche Sprache mir entfernt). Ich habe es auf jeden Fall sehr genossen! Danach ist das Salz auf der Haut getrocknet und die war dann ganz weiß, fiel nur bei mir dementsprechend nicht so auf, wie bei allen anderen :D. Und in den Haaren und Wimpern und überall weiße Kruste. 


Der Campingplatz
Zum Mittag wurde in einem riesigen Topf über dem Feuer Nudeln mit Tomatensauce und natürlich Fleisch gekocht. Danach haben wir uns alle geduscht, das hat sich so gut angefühlt, endlich das ganze Salz abzuwaschen!
Und nachmittags sind wir dann auch schon wieder zurück gefahren. Alle haben erstmal eine Runde geschlafen, während ich aus dem Fenster geschaut habe und den Blick genossen und diesen Blogeintrag begonnen habe. Nachher waren sie aber dann doch wieder alle wach und wir hatten sehr viel Spaß zusammen!
Das waren auf jeden Fall zwei richtig tolle Tage, ich habe meine Klassenkameraden besser kennenglernt und sie sind wirklich alle super nett. Ich habe auch viel mit anderen als meinen 4 Mädels gemacht und fühle mich jetzt schon mehr wie ein Teil meines Kurses. Ich bin wieder einmal meinen beiden Familien soo dankbar, die mir dieses Jahr ermöglichen!!! Ich bin super happy, so schöne 2 Tage mit all den Leuten gehabt zu haben und vermisse diese Zeit jetzt schon, haha.
Also ich hoffe, ihr habt die Bilderflut genossen und wer das alles hier gelesen hat, ist wirklich sehr treu und hat sich das hier verdient: Ich liebe euch und vermisse euch! Viele Grüße und besos aus Villa Allende!!! ♥♥♥
Skypoooorn

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