Ich hatte ein Wochenende, so schön, dass ich kaum glauben kann, dass es kein Traum war.
Nun erzähle ich euch ein bisschen davon.
Und zwar gehe ich ja seit mittlerweile 10 Monaten zu den Pfadfindern, und dieses Wochenende hatte ich endlich meine Promesa, also die Zeremonie des Pfadfinderversprechen.
Freitag Nacht trafen wir uns. Ich wusste nicht wirklich, was wir machen würden aber dachte, ich lasse mich überraschen. Das einzige was ich wusste war, dass eine Zeremonie stattfinden würde und am nächsten Tag die Promesa, wofür ich auch 3 Paten ausgesucht und meinen Text geübt hatte.
Als ich ankam im Salon der Kirchengemeinde, wunderte ich mich, warum so wenige da waren. "Die anderen sind unten, was vorbereiten." Oke. Später machten wir uns dann auf den Weg, wohin auch immer, jedenfalls nahmen wir Feuerholz mit. So marschierten wir also um 1 Uhr nachts mit Holz durch halb Saldán, trafen unterwegs ein paar andere unserer Gruppe (die hier scheinbar uns erwarteten) bis wir zum Fluss kamen, den Weg verließen und am Ufer weiter gingen. Dann rief meine Patin Colo zu ihr und ich musste mein Hemd und Halstuch den anderen geben. Meine Mütze wurde mir über die Augen gezogen, weil ich nun nichts mehr sehen sollte und alle anderen gingen weiter in die Dunkelheit, während ich mit Colo und Clara wartete. Ich war total gespannt aber nicht nervös sondern eher extrem freudig gestimmt. Die beiden führten mich zwischen ihnen den Weg entlang, der plötzlich sehr schwierig wurde (hoch & runter, "jetzt müssen wir auf drei springen; ooh ein Baum, duck dich") bis sie mich stehen ließen und sich entfernten. Ich hörte ein Eulen-Geräusch (wobei ich hier noch nie eine Eule gehört habe) und ein Bongo trommeln. Man sagte mir, dass ich nun meine Mütze aus dem Gesicht nehmen und mich umdrehen durfte. Und da waren sie alle, meine geliebten Caminantes im Halbkreis auf dem Boden sitzend, in der Mitte 4 Fackeln und hinter mir ein kleines Feuer. Stellt euch einfach eine schöne, kuschelige Kulisse an einem Flussufer vor, so in etwa sah das aus. Eine unserer "Betreuerinnen" sagte mir, ich solle untet den Fackeln "suchen" und was ich fand waren: Mein Halstuch, Hemd, und 2 "Pergament-Papiere". Dann haben mir die anderen viele Sachen erklärt, zum Beispiel was die Farben unseres Halstuches bedeuten, eim bisschen Geschichte unserer Gruppe, Bedeutung von Halstuch und Uniform. Anschließend redeten wir über die prinzipiellen Ideen und Regeln. Es war super interessant, aber auch ein tolles Gefühl, wie ich wieder ein Stück mehr in die Truppe rein gewachsen bin. Es war auch einfach mega schön da nachts mit meinen liebsten zu sitzen am Feuer. Nachdem ich auf meine Zeremonie vorbereitet wurde, haben wir uns alle ums Feuer rumgestellt und das Lied der Promesa gesungen und danach ging es auch schon wieder zurück. Gegen 4 Uhr morgens sind wir schlafen gegangen, unter 4 Wolldecken konnte man es gut und ohne Frieren aushalten.
Als ich am nächsten Morgen beim Wecken erwähnte wie gemütlich und warm es unter meinem 4 Decken ist, kam Colo gleich in ihrem Schlafsack zu mir herüber gehüpft und legte sich dazu :D die arme hatte leider nicht ganz so eine warme Nacht gehabt.
Zum Frühstück gab es typisch wie immer Mate cocido (dessen Geschmack mich für den Rest meines Lebens an die Scouts erinnern wird) mit criollos. Anschließend haben wir vieles für die Zeremonien am Nachmittag vorbereitet oder auch einfach nur ein bisschen geschnackt. Ich war die ganze Zeit extrem glücklich und dementsprechend gut drauf. Ich hatte mein Abschiedsbüchlein auch dabei und es konnte seine ersten Runden drehen und ist somit auf bestem Wege, sich zu füllen mit Erinnerungen und schönen Worten. Mit fortschreitender Stunde wurde ich immer aufgeregter auf meine Promesa, die schließlich am Nachmittag endlich stattfand. Wie immer Samstags Nachmittags waren alle Truppen da, also alle Altersgruppen und wir haben uns in Formation aufgestellt und wie immer jeweils unsere Rufe in die Runde gerufen. Dann wurden drei Flaggen rein getragen, die der scouts de Argentina, die argentinische Flagge und die deutsche (die scheinbar vorher noch schnell improvisiert genäht wurde). Ich wurde nach vorne gerufen und durfte da mein Hemd/ Uniform anziehen und dann wurden mir von der obersten Chefin aller Gruppen mehrere Fragen gestellt. Ob ich Pfadfinderin sein will, ob ich die Regeln/Prinzipien kenne, ob ich die Tugenden kenne, usw. Ich habe natürlich alle mit JA beantwortet und daher durfte ich dann zu den Flaggen gehen und jeweils alle drei in die Hand nehmen, mjt der anderen Hand den Pfadfinder-Gruß machen und dabei den Text sagen. "Yo, Inken, por mi honor prometo hacer cuanto de mi dependa para cumplir mis deberes para con Dios, la Patria, con los demás y conmigo mismo; ayudar al prójimo y vivir la Ley Scout." An einer Stelle bin ich so aufgeregt geworden, dass ich mich kurz aufgehängt habe (ich hab aber nicht vergessen, was ich sagen musste, bloß aufgehängt!) aber zum Glück waren die Rover (ältesten, nächste Altersstufe über uns), die die Flaggen hielten da und haben mir sofort zugeflüstert. Dabei hatte ich extra etwas langsamer geredet, nicht nur um mich nicht zu verbrabbeln sondern auch um diesen tollen Moment ein paar Sekunden mehr genießen zu können. Dann kamen meine drei wunderbaren Paten zu mir nach vorne und steckten mir an mein Hemd die ersten zwei Abzeichen an und legten mir das Halstuch um. Was für ein wunderschöner Moment! Von diesem Moment an bin ich "scout para siempre & siempre lista!". Dann habe ich meine drei Paten jeweils umarmt und wir konnten uns kaum wieder los lassen und ich habe fast geweint vor lauter Emotionen. Von den Gruppenleitern wurde mir auch gratuliert mit Pfadfindergruß und einem beso und schließlich bekam ich noch den Segen von unserem Pfarrer. Das war es dann auch schon, vor lauter Aufregung vergaß ich meine Geschenke mitzunehmen, die ich deshalb hinter ber getragen bekam :D Während die Zeremonie weiterging (die neuen bekamen die Halstücher und Hemden überreicht) haben wir ein paar Fotos gemacht und ich danach öffnete ich meine Geschenke. Und mir wurde von allen anderen Caminantes gratuliert, man sagte mir "Willkommen in der riesigen weltweiten Familie" und ich wurde durch geknuddelt :-)♥
Es war ein so so so so so so schöner Tag, ich werde ihn nie vergessen.
Und ich kann es mir nicht vorstellen, in zwei Wochen schon nicht mehr hier zu sein, ich möchte noch nicht hier weg!
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